
Was ist der Entourage-Effekt?
Der Begriff "Entourage-Effekt" wurde erstmals 1998 von Wissenschaftlern geprägt. Er beschreibt das Phänomen, dass die Kombination von Cannabinoiden (wie THC und CBD) und anderen pflanzlichen Verbindungen, einschließlich Terpenen und Flavonoiden, eine stärkere oder veränderte Wirkung hervorruft, als die isolierten Substanzen allein. Dies bedeutet, dass das Zusammenspiel der verschiedenen Komponenten entscheidend für die therapeutischen Effekte ist.
Ein Beispiel: Während THC allein oft stark psychoaktiv wirkt, kann CBD diese Wirkung abmildern. Gleichzeitig modulieren Terpene wie Myrcen oder Limonen die Effekte, indem sie entspannende oder stimmungsaufhellende Eigenschaften hinzufügen.
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Die Rolle der Terpene
Terpene sind aromatische Verbindungen, die den Duft und Geschmack von Cannabisblüten prägen. Sie sind jedoch nicht nur für das Aroma verantwortlich, sondern besitzen auch vielfältige medizinische Eigenschaften. In Cannabis wurden über 200 verschiedene Terpene identifiziert, die in unterschiedlichen Kombinationen vorkommen und zur Gesamtwirkung der Pflanze beitragen.
Wichtige Terpene und ihre Eigenschaften:
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Myrcen
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Wirkung: Beruhigend, entspannend, schlaffördernd.
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Vorkommen: Häufig in Indica-Sorten.
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Therapeutischer Nutzen: Hilft bei Schlafstörungen und Schmerzen.
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Limonen
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Wirkung: Stimmungsaufhellend, angstlösend.
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Vorkommen: Oft in Sativa-Sorten.
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Therapeutischer Nutzen: Unterstützt bei Stress, Depressionen und Angststörungen.
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Linalool
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Wirkung: Beruhigend, angstlösend, entzündungshemmend.
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Vorkommen: Ähnlich wie in Lavendel.
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Therapeutischer Nutzen: Kann bei Angstzuständen und chronischen Schmerzen helfen.
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Beta-Caryophyllen
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Wirkung: Entzündungshemmend, schmerzlindernd.
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Vorkommen: Bindet an den CB2-Rezeptor im Endocannabinoid-System.
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Therapeutischer Nutzen: Wirksam bei chronischen Entzündungen und Schmerzen.
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Pinene
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Wirkung: Konzentrationsfördernd, bronchienerweiternd.
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Vorkommen: Oft in Sativa-Sorten.
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Therapeutischer Nutzen: Unterstützt die Atemwege und fördert Wachsamkeit.
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Warum sind Terpene so wichtig?
Terpene verstärken oder modulieren die Wirkung der Cannabinoide. Während Cannabinoide wie THC und CBD an spezifische Rezeptoren des Endocannabinoid-Systems binden, beeinflussen Terpene andere Rezeptoren oder physiologische Systeme im Körper, wie das Serotonin- oder Dopaminsystem. Das bedeutet, dass Terpene nicht nur für den Charakter einer Cannabisblüte verantwortlich sind, sondern aktiv zur medizinischen Wirkung beitragen.
Therapeutische Bedeutung des Entourage-Effekts
Durch den Entourage-Effekt kann eine individuell angepasste Cannabis-Therapie erreicht werden. Die Wahl der richtigen Sorte mit spezifischen Terpenprofilen ermöglicht es, die Wirkung gezielt auf die Bedürfnisse des Patienten abzustimmen – sei es zur Schmerzlinderung, Beruhigung oder Stimmungsaufhellung.
Beispiele:
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Eine Sorte mit hohem Myrcen-Gehalt könnte bei Schlafproblemen besonders hilfreich sein.
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Eine Sorte mit viel Limonen und wenig Myrcen eignet sich besser für Menschen, die tagsüber aktiv bleiben möchten.
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Zusammenfassung
Der Entourage-Effekt macht deutlich, dass Cannabis als Ganzes betrachtet werden muss, anstatt sich nur auf THC oder CBD zu konzentrieren. Terpene spielen eine entscheidende Rolle in der Wirkung von Cannabisblüten und eröffnen neue Möglichkeiten für eine personalisierte Medizin. Die Forschung steht zwar noch am Anfang, doch die bisherigen Erkenntnisse zeigen, dass Terpene eine wichtige Ergänzung zur Cannabinoid-Therapie darstellen.

